Oft sind Hand- und Fingergelenke betroffen. Unsere Hände aber sind die wichtigsten Organe, um Gesehenes auch zu „begreifen“, um zu erfühlen, dass wir ein Teil unserer Umwelt sind. Kinder, die ihre Hände nicht gebrauchen können, haben nachweislich große Schwierigkeiten zu lernen. Dauert der entzündliche Prozess länger an und bleibt er unbehandelt, so führt dies zu bleibenden Schäden mit Bewegungseinschränkungen. Es entstehen Fehlstellungen, insbesondere in den Gelenken an Händen, Armen und Beinen, die zu Wachstumsstörungen führen können. Bleibender Minderwuchs und deformierte Gelenke führen zusätzlich zu psychischen Störungen und sozialer Isolation.
Ein Teil der Kinder mit Gelenkrheuma leidet zudem an Erkrankungen innerer Organe, z.B. an entzündlichen Veränderungen des Herzmuskels und der Herzaußenhaut. Besonders gefürchtet ist die rheumatische Regenbogenhaut-Erkrankung (Iridozyklitis), die zu starker Sehbehinderung bis Erblindung führen kann und sich besonders häufig bei Mädchen im Kleinkindesalter auftritt.
Neben dem klassischen Gelenkrheuma kann Kinderrheuma sich auch als Entzündung an den Gefäßen (sogenannte Vaskulitis) mit Befall vieler Organe oder der Haut- und des Bindegewebes (sogenante Kollagenosen) oder dem Knochen (sogenannte chronisch nicht-bakterielle Osteomyelitis oder CNBO) manifestieren.
Frühe Diagnose und früher Behandlungsbeginn können die Kinder vor späteren schweren Schäden bewahren. Besonderes Augenmerk gilt der Früherkennung und Behandlung der rheumatischen Iridozyklitis sowie der sog. sekundären Amyloidose, einer schwerwiegenden Folgekrankheit einer chronischen Arthritis, die zu Nierenversagen führen kann.
Intensive Therapie nach möglichst frühzeitiger Diagnosestellung erfolgt…
Gelenkrheuma im Kindes- und Jugendalter wird als juvenile idiopathische Arthritis (JIA) bezeichnet und aktuell in sieben Untergruppen (Subgruppen) differenziert.
Um diese Diagnose richtig und rechtzeitig zu stellen, müssen zahlreiche andere entzündliche und nichtentzündliche Gelenkserkrankungen sicher ausgeschlossen werden — notwendig ist also eine umfangreiche und damit leider auch sehr teuere differentialdiagnostische Abklärung.